Orgelbau Th. Kuhn AG, 1977

Restaurierung

Orgel erbaut von
Johann Jakob Messmer, ca. 1700
Johann Konrad Speisegger, 1732
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
Dezember 1977
Intonation
Rudolf Aebischer

Disposition


www.orgelbau.ch/op=800430

Herrliberg

I/4

Schweiz, Zürich
Landgut "Zur Schipf"

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Th. Kuhn AG, 1977

Restaurierung

Orgel erbaut von
Johann Jakob Messmer, ca. 1700
Johann Konrad Speisegger, 1732
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
Dezember 1977
Intonation
Rudolf Aebischer

«Hier muss man tanzen!»

Das heutige Weingut «Zur Schipf», seit Jahrhunderten im Besitz verschiedener Zürcher Patrizierfamilien, besteht aus drei teilweise zusammengebauten Gebäuden, welchen man von aussen her kaum ansieht, welche Schätze sie bergen. Im obersten Gebäude findet sich über den Kellergewölben ein grosser Festsaal, welcher um 1725/30 entstanden und samt allen wertvollen Stukkaturen und sonstigen Ausstattungen völlig unverändert bis auf unsere Tage gekommen ist. Johann Wolfgang Goethe rief bei seinem Besuch im Jahre 1797: «Hier muss man tanzen!» und durchmass den ganzen Saal im Walzerschritt. Ob dies mit Musikbegleitung erfolgte, ist nicht überliefert. Zur Verfügung hätte jedenfalls ein herrliches Orgelwerk gestanden.

Im Jahre 1732 errichtete hier der bekannte Schaffhauser Orgelmacher Johann Konrad Speisegger eine Hausorgel, welche ebenfalls unverändert noch an Ort und Stelle steht. Als Kern seiner Arbeit verwendete Speisegger ein älteres Positiv von Jakob Messmer aus Rheineck SG, welches zwischen 1694 und 1707 entstanden sein muss. Dieses Instrument besass ursprünglich nur einen 2 ' - Prospekt. Speisegger liess sich für seinen vornehmen Auftraggeber Hans Conrad Escher aus Zürich aber etwelche Besonderheiten einfallen.
Das Gehäuse wurde neu und grösser konzipiert und erhielt nun einen 4 ' - Prospekt. Die zwei grössten Pfeifen, die Mittelpfeifen der Seitentürme, zeigen kunstvoll aufgeworfene Eselsrückenlabien. Die hellblaue Fassung des Gehäuses ist in den Füllungen marmoriert. Das überreiche üppige Schnitzwerk ist polimentvergoldet. Selbst zwischen den Pfeifenfüssen stehen vergoldete «Flammen».

Auf einem Boden in der Höhe der Zwischenfelder liegt ein weiteres Unikat von Speiseggers Hand verborgen: eine «Orgelwalze» mit insgesamt sechs Stücken, welche unterschiedlich registriert sind mit einem Gedackt 8 ', einem Regal 8 ' und einem fünffachen Diskant-Cornett 8 '. Aber nicht genug damit. Die beiden Putten auf den Türmen sind auf raffinierte Weise mit diesem Walzenwerk verbunden und bewegen je nach Stück und Registrierung den Taktstock, die Trompete und den Mund. Mittels Registerzügen können die Figuren auch unabhängig vom Walzenwerk bewegt werden.

Unsere Restaurierung von 1977 wurde äusserst behutsam ausgeführt. Das vierregistrige Positiv kann problemlos gespielt werden. Beim Walzenwerk war indessen Vorsicht geboten. Da die hölzerne Walze etwas verzogen ist und nicht mehr ganz rund läuft, ist die Funktionstüchtigkeit und die Präzision der einzelnen Nägel und Drahtbrücken der Walze nicht mehr voll gegeben. Wir verzichteten aber darauf, hier gründlich nachzuarbeiten, um keine Spuren des Originalzustandes zu verwischen. Die Fassung der Orgel wurde 1984/85 fachmännisch restauriert.

Friedrich Jakob, 2006

Literaturhinweise

Hans von Meyenburg / Friedrich Jakob: Schipf-Chronik, Heft Nr. 9, Zürich 1985 (Privatdruck in beschränkter Auflage, 40 Exemplare)

Andres Briner / Friedrich Jakob: Das Musikbild und die Hausorgel im Landgut «Zur Schipf» in Herrliberg-Zürfich, Zürich 1961 (Neujahrsblatt der Allgemeinen Musikgesellschaft Zürich auf das Jahr 1961).


Disposition


www.orgelbau.ch/op=800430