Orgelbau Th. Kuhn AG, 1986

Restaurierung

Orgel erbaut von
unbekannt, 16. Jh.
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
02.12.1986
Experte
Willi Lippuner
Intonation
H.-J. Schacht

Disposition


www.orgelbau.ch/op=800750

Chur

I/4

Schweiz, Graubünden
Rätisches Museum Hof

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Th. Kuhn AG, 1986

Restaurierung

Orgel erbaut von
unbekannt, 16. Jh.
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
02.12.1986
Experte
Willi Lippuner
Intonation
H.-J. Schacht

Das Rätische Museum in Chur besitzt seit 1982 ein wertvolles kleines Tischpositiv, ein Geschenk der Familie Valär in Jenaz (Graubünden). Es handelt sich dabei um eine sogenannte Baldachin-Orgel. Mit diesem seltenen, aber doch bekannten Orgeltyp hat es folgende Bewandtnis. Die direkte Stechermechanik der auf der Windlade aufliegenden Klaviatur (ohne Wellenbrett) hat zur Folge, dass die Pfeifenfolge auf der Lade genau der Tastenfolge entspricht. Das Pfeifenwerk präsentiert sich daher panflötenartig asymmetrisch aufgereiht. Gotische Positive zeigen denn auch einen asymmetrischen Pfeifenprospekt (z.B. Genter Altarbild der Gebrüder van Eyck, um 1430). Die im 16./17.Jahrhundert aufkommende Renaissance verlangte jedoch für alles eine symmetrische Gestaltung. In der Frühzeit wurde daher diesen an sich asymmetrischen Positiven einfach ein symmetrisches Gehäuse ohne sichtbare Prospektpfeifen übergestülpt. Für den Klangaustritt wurden das Gehäusedach sowie seitliche Gehäusefüllungen mit Schnitzwerk durchbrochen und mit Stoff hinterlegt. Die neuere Orgelforschung prägte etwa um 1960 für diesen relativ kurzlebigen Orgeltyp den Begriff Baldachin-Orgel. Bald lernte man jedoch, auch asymmetrischen Positiven einen symmetrischen Pfeifenprospekt vorzublenden, entweder mit Verführungstechnik oder mit Kondukten. In der Folge verschwand die prospektlose Baldachin-Orgel recht rasch.

Nach Willi Lippuner ist als wahrscheinlich anzunehmen, dass die vorliegende Baldachin-Orgel einst als Prozessionsorgel der Churer Kathedrale diente. Sie mag im 16. oder frühen 17.Jahrhundert entstanden sein. An der Fronleichnamsprozession 1843 wurde sie letztmals gebraucht, dann wurde sie veräussert. Später diente sie der Familie und den Nachkommen von Pfarrer Ulrich Valär-Conrad (1819-1882) in Jenaz als Hausorgel.
Mit der Restaurierung in den Jahren 1984/86 wurde der originale Zustand soweit möglich und sinnvoll wiederhergestellt. Im technischen und musikalischen Bereich wurde das Renaissance-Instrument angestrebt, bezüglich Gehäuse und Fassung wurde hingegen die barocke Überarbeitung (18.Jahrhundert) belassen. Besonders hervorzuheben ist, dass hier die typische kurzbecherige Zungenstimme (Regal 8‘) original erhalten ist, während sie bei andern Baldachin-Orgeln in der Regel verloren ging. Auf die Wiederherstellung der Schnurrpfeiferei auf dem Gehäusedach wurde verzichtet, da für deren Gestaltung keinerlei Anhaltspunkte zu finden waren.


Disposition


www.orgelbau.ch/op=800750