Orgelbau Kuhn AG, 2008

Restaurierung

Orgel erbaut von
Johann Michael Bittner, 1870
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
22.06.2008
Experte
Nikolaus Könner, Martin Bernreuther
Intonation
Thierry Pécaut

Disposition


www.orgelbau.ch/op=801430

Gungolding

I/P/7

Deutschland, Bayern
Pfarrkirche Walting

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Kuhn AG, 2008

Restaurierung

Orgel erbaut von
Johann Michael Bittner, 1870
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
22.06.2008
Experte
Nikolaus Könner, Martin Bernreuther
Intonation
Thierry Pécaut

Man mag eine Dorfkirchenorgel mit einem Manual und 7 Registern aus dem Jahre 1870 für musikalisch beschränkt, unbedeutend und als nicht erhaltungswürdig beurteilen. Ein neues, grösseres und unbedingt zweimanualiges Werk steht deshalb verständlicherweise zuoberst auf der Wunschliste einer Pfarrei mit solch einer alten Orgel.

Dieser Einschätzung standen wir auch anlässlich unseres ersten Besuches in Gungolding gegenüber, der sich eher zufällig ergeben hatte. Sicher bestand die Hoffnung, der Orgelbauer möge zur gleichen Einschätzung der Situation kommen. Die Untersuchung der kleinen Bittner-Orgel offenbarte jedoch ein technisch sehr einfach konzipiertes Instrument mit Schleifladen, welches abgesehen vom Prospekt vollkommen erhalten war. Wir sprachen uns deshalb, wie die Vertreter der Denkmalpflege, für die Erhaltung dieser Orgel und gegen einen Orgelneubau aus.

In den 1980er Jahren wurde die Orgel bereits einmal restauriert. Einzelne Eingriffe sind dabei eher unglücklich geraten. So wurden beispielsweise alle Holzpfeifen maschinell abgeschliffen und die Balganlage auf dem Dachboden stillgelegt. In den Orgelunterbau wurden dafür ein elektrisches Gebläse und ein Schwimmerbalg eingebaut. Die ganze Orgel versetzte man nach hinten, direkt vor die Mauer. Durch diese Massnahmen war der Zugang zum Pfeifenwerk, der Pedallade und aller Trakturen verunmöglicht. Es konnten also keine Unterhaltsarbeiten an diesen Teilen ausgeführt werden. Entsprechend schnell verschlechterte sich der Zustand des Werkes.

Eine «umfassende Re-Restaurierung», welche bei einer solchen Situation meist gefordert wird, schien uns nicht sinnvoll. Das Abschleifen der Holzpfeifen ist als unabänderlich zu werten. Die Arbeiten an den Windladen und am Metallpfeifenwerk führten zu einer nachweislich guten Funktionssicherheit, auch wenn man einzelne Details heute anders ausführen würde. Das Bewusstsein, dass jede Restaurierung in die historische Substanz einer Orgel eingreift, sollte gerade in solchen Fällen zur Vorsicht mahnen. Es darf schliesslich nicht sein, dass wir unsere historischen Instrumente alle 25 Jahre wieder nach den «neuesten Erkenntnissen» restaurieren. Soweit die gute Funktion einer Orgel gegeben ist, darf nach unserer Einschätzung die nächste «grosse Restaurierung» auch durchaus kommenden Generationen überantwortet werden.

So entschloss man sich für eine gründliche Instandsetzung der Orgel, die Versetzung an den alten Standort und die Restaurierung der zwei alten Keilbälge auf dem Dachboden. August Bittner, ein direkter Nachkomme der Orgelbauerfamilie, war so freundlich, uns die Unterlagen über die originalen Prospektpfeifen zur Verfügung zu stellen. Diese 23 Pfeifen der Register Principal 8 ' und Octav 4 ' wurden neu hergestellt.

Die Orgel präsentiert sich jetzt in einem technisch guten Zustand, so dass auch ihre klanglichen Qualitäten wieder voll zur Geltung kommen. Vielleicht ein bisschen herb-bäuerlich, doch ganz wunderbar in's Umfeld passend, wie wir meinen. So zeigte es sich, dass auch ein «einfaches und unbedeutendes Orgelwerk mit nur 7 Registern» nach liebevoller und fachlich korrekter Instandsetzung seinen Dienst in einer kleinen Gemeinde wie Gungolding absolut erfüllen kann, zur Freude der Organisten und der Pfarrei! Und der Aufwand im Vergleich zu einem neuen, zweimanualigen Instrument war doch sehr bescheiden.


Disposition


www.orgelbau.ch/op=801430