Orgelbau Th. Kuhn AG, 1985

Restaurierung

Orgel erbaut von
Johann Freund, 1642
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
01.03.1985 / Pfingsten 1990
Experte
Lerperger, Haselböck u.a.
Intonation
H.-J. Schacht

Disposition


www.orgelbau.ch/op=800680

Klosterneuburg

III/P/35

Österreich, Niederösterreich
Stiftsbasilika, Hauptorgel (Festorgel)

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Th. Kuhn AG, 1985

Restaurierung

Orgel erbaut von
Johann Freund, 1642
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
01.03.1985 / Pfingsten 1990
Experte
Lerperger, Haselböck u.a.
Intonation
H.-J. Schacht

Die sogenannte «Festorgel» der Stiftskirche Klosterneuburg bei Wien wurde 1636-1642 von Johann Freund (ca.1615-1678) erbaut. Er ist ein typischer Vertreter der "Passauer Schule", wie sie von den Orgelbauerfamilien der Putz, der Freund und der Egedacher während mehrerer Generationen entwickelt und gepflegt worden ist. Da Johann Freund damals noch etwas jung und unerfahren war, wurde das Orgelprojekt von zwei Wiener Fachleuten entworfen, nämlich von Johann Winsauer, Kapellmeister zu St.Stephan, und Orgelmacher Hans Wackherl. Der Prospektentwurf jedoch stammt von Freund selbst, die Herstellung des Gehäuses war indessen Sache der Hofschreinerei.

Typologisch weist diese Orgel noch etliche Merkmale der Renaissance auf, obwohl sie ihr Entstehen einem ersten Barockisierungsschub der Stiftskirche verdankte.

- Der Prospekt des Hauptgehäuses liegt flach in einer Ebene, die Vorderfront ist noch nicht durch vorspringende Spitz- oder Rundtürme plastisch verformt.

- Im Prospekt ist die Trennung von Hauptwerk und Pedal nicht ablesbar.

- Die Registerzüge sind noch als eiserne, senkrecht zu bedienende Hebel zum Einhaken gestaltet, vielleicht eine Reminiszenz an die Springladen.

- Ursprünglich besass die Orgel bemalte Flügeltüren zum Schliessen des Prospektes in der Fastenzeit. Sie sind
jedoch nicht erhalten, da sie anlässlich einer weiteren Barockisierungsphase als stilistisch nicht mehr passend
entfernt wurden (entweder 1680/1702 oder 1723/1730).

Berühmt ist diese Orgel unter anderem auch dafür, dass sie keinerlei Holzpfeifen besitzt, sondern ausschliesslich Metallpfeifen. Die hohe Qualität insbesondere der Prospektpfeifen beruht jedoch nicht auf dem angeblich "reinen englischen Zinn", sondern auf der überdurchschnittlichen Wandungsstärke und einer relativ hohen Bismuth-Kupfer-Beigabe zur Legierung (ca. 4/5 Zinn, 1/5 Blei, 1% Bismuth und Kupfer).

Die jüngere Geschichte spielte der Orgel recht übel mit. Im Hinblick auf eine 300-Jahr-Feier wurde ab 1941 die Restaurierung der Orgel in die Wege geleitet. Das Pfeifenwerk wurde ausgebaut und in den Kirchtürmen eingelagert, während die gesamte Mechanik samt Wellenbrettern zur Restaurierung ins Kunsthistorische Museum nach Wien verbracht wurde. Dort ging kurz vor Kriegsende alles in Flammen auf. Die Wiederherstellung der Orgel in der Nachkriegszeit (1948/50) erfolgte noch in den Anfangszeiten der modernen Orgeldenkmalpflege, mit einem heute unverständlichen Ansatz: dem hohen Rang der Orgel entsprechend suchte man nicht nach der Originalgestalt, sondern wollte dem Instrument die beste zur Zeit erhältliche Traktur und die besten Zungenstimmen zukommen lassen. Deshalb erhielt die Orgel eine damals gerade in Mode gekommene Seilzugmechanik der Firma Rieger und französische Zungen der Firma Kuhn.

Bei der neuerlichen Restaurierung in zwei Etappen (1983/85 und 1989/90) wurde die alte Mechanik anhand der Spuren am Gerüstwerk der Orgel rekonstruiert. Die Zungenstimmen wurden in Analogie zum erhaltenen originalen Regal 8' neu gebaut. Eine neue Keilbalganlage sorgt für eine stilgerechte Windversorgung.