Orgelbau Kuhn AG, 2006
Restaurierung
www.orgelbau.ch/op=801370
II/P/18
Österreich, Oberösterreich
Ursulinenkirche
Ehrlich währt am längsten
In der Ursulinenkirche im Herzen von Linz befindet sich Franz Sales Ehrlichs Orgel aus dem Jahr 1876. Ihr Innenleben lässt sie älter scheinen, als sie tatsächlich ist. Denn obwohl sich damals in den urbanen Regionen der Alpenländer die Kegellade bereits vielerorts durchgesetzt hatte, baute Ehrlich sein Instrument noch mit Schleifladen in den Manualen und einer Windlade mit Hängeventilen im Pedal. Ebenfalls eher in das 18. als das späte 19. Jahrhundert passen die Koppelventile für das Pedal in beiden Manualladen sowie die sehr stabile Bauweise bei Mechanik und Registermechanik. Aufgrund dieser Charakteristik ist Ehrlichs Werk selbst für seine Zeit als sehr konservativ einzustufen.
Trotz ihrer Solidität präsentierte sich uns die Orgel in einem unbefriedigenden Zustand: Zwar wurden in den 1980er-Jahren viele vom Holzwurm befallene Pfeifen ersetzt, aber bei den nachfolgenden, leider unsachgemässen Stimmarbeiten entstanden an den dünnwandigen Metallpfeifen grössere Schäden. Zudem war die Spieltraktur äusserst schwergängig. Unsere Restaurierungsaufgaben bestanden deshalb vor allem darin, die Metallpfeifen zu revidieren sowie Trakturen und Windladen gründlich zu überarbeiten, um dem Instrument optimalen Klang und angenehme Spielbarkeit wieder zurückzugeben.
Dank der einfühlsamen Intonation der alten und neuen Pfeifen kommen die besonderen Qualitäten dieses Werks nun wieder voll zum Tragen und es hat seinen Platz im musikalisch anspruchsvollen Umfeld der Linzer Konzertkultur wieder gewonnen. Die eigenwillige Ehrlich-Orgel wird dort ebenso geschätzt wie «zeitgemässere» Instrumente. Hier herrscht ein Geist der Offenheit und Toleranz, der auch dem gelebten Prinzip der Ursulinenkirche entspricht - ein Ort, in dem alle christlichen Glaubensrichtungen Raum finden.