Orgelbau Kuhn AG, 2003

Neue Orgel

Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
elektrisch
Einweihung
13./14.12.2003
Experte
Franz Josef Rahe
Gehäuseentwurf
Hans-Peter Keller
Intonation
Rudolf Aebischer


www.orgelbau.ch/op=114010

Osnabrück

III/P/57

Deutschland, Niedersachsen
St. Petrus Dom, Hauptorgel

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf, Ch. Grovermann, Osnabrück

Orgelbau Kuhn AG, 2003

Neue Orgel

Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
elektrisch
Einweihung
13./14.12.2003
Experte
Franz Josef Rahe
Gehäuseentwurf
Hans-Peter Keller
Intonation
Rudolf Aebischer

Von der Konfrontation zum Konsens

Der Orgelneubau im St. Petrus-Dom zu Osnabrück stellte uns Orgelbauer anfänglich vor eine fast unlösbare Aufgabe. Die architektonischen Vorgaben dieses Meisterwerks spätromanischer Baukunst standen in scheinbarem Widerspruch zu einem optimalen Orgelkonzept. Der Standort des bisherigen Instruments im südwestlich gelegenen Turm war akustisch nicht befriedigend. Ideal ist eine Platzierung an der Westwand, die mit der riesigen Fensterrose aus dem Jahre 1305 und dem gotischen Hauptportal aber eigentlich gar keinen Platz für eine Orgel bietet, die die vielfältigen Ansprüche einer Kathedralkirche erfüllen soll. Auf keinen Fall durfte die einzigartige Rosette verdeckt werden - wir steckten buchstäblich in der Klemme!

Schliesslich hat ein mutiger Entscheid der Bauherrschaft den Weg für eine überzeugende Lösung geebnet: Die innere Westwand wurde als Ganzes neu gestaltet, die alte Empore über dem Hauptportal abgebrochen und durch eine neue, etwas tiefer liegende Plattform ausschliesslich für die Orgel ersetzt. Damit konnten wir an der akustisch idealen Stelle ein Instrument schaffen, das dem Dom würdig ist, ohne die Rosette zu verdecken. Sie wird vom Prospekt in der Form eines Halbkreises umrandet; Orgel und Rosette verschmelzen zu einer architektonischen Einheit. Die bronzenen Schleierbretter des Künstlers Johannes Niemeyer, der auch das Portal neu gestaltet hat, nehmen bekannte Ornamente des Doms auf und betonen so zusätzlich die neue stilistische Harmonie der Westfront.

Infolge der aussergewöhnlichen Orgelanlage mussten wir auch bei der Platzierung des Spieltisches nach einer unkonventionellen Lösung suchen. Dieser befindet sich nun oben auf der Orgel, über dem Klangkörper! Die einzelnen Teilwerke sind derart um den Spieltisch gruppiert, dass direkte Trakturverbindungen ein optimales Spielgefühl vermitteln, dass aber auch eine gleichmässige Klangabstrahlung gewährleistet wird.

Klanglich hebt sich die 3-manualige Orgel mit 53 Registern - die kleinste Kathedralorgel in Deutschland - bewusst von der kleineren historischen Cavaillé-Coll-Orgel im Chor ab. Der reiche Bestand an 8 ’-Stimmen erlaubt eine fast unendliche Differenzierung der Aequallage; die Aliquoten stehen für die klassischen Trio- und Cantus-firmus-Registrierungen zur Verfügung. Eine besondere Rarität ist das «Turmwerk», das als zusätzliches Klangwerk mit vier Solo-Registern oder als Dialoginstrument zur Hauptorgel das grossartige Raumgefühl im Dom perfekt vervollständigt.