Orgelbau Kuhn AG, 2004

Umbau

Orgel erbaut von
Orgelbau Th. Kuhn AG, 1979
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
elektrisch
Intonation
Matthias Hugentobler

Disposition


www.orgelbau.ch/op=114031

St. Gallen

III/P/45

Schweiz, St. Gallen
Ref. Kirche St. Laurenzen, Hauptorgel

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Kuhn AG, 2004

Umbau

Orgel erbaut von
Orgelbau Th. Kuhn AG, 1979
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
elektrisch
Intonation
Matthias Hugentobler

Die Neubewertung der Neugotik

Die Restaurierung der Laurenzenkirche markiert einen Wendepunkt in der schweizerischen Denkmalpflege: die Schöpfungen der Neugotik wurden hier nicht mehr belächelt und abqualifiziert, sondern als gültige Werke der Zeit anerkannt und denkmalpflegerischen Schutzes für würdig befunden. Ein Hauptverfechter dieses Gesinnungswandels war Albert Knoepfli, der sich diesbezüglich offen als «Konvertit» bezeichnete. Bei der Aussen- wie Innenrenovation der Kirche wurde deshalb nicht versucht, die neugotischen Umgestaltungen zu eliminieren und die «alte» Gotik des Gebäudes wieder herauszuschälen. Vielmehr versuchte man, beide Schichten nebeneinander bestehen zu lassen. Der Grundsatz, die Neugotik zu bejahen, färbte konsequenterweise auch auf die Innenausstattung der Kirche ab. Die geplante neue Orgel hatte demnach auf der Ostempore zu verbleiben, und das neugotische Gehäuse von 1856 war in irgendeiner Form wieder zu verwenden.

Schon die barocke Orgel (II/P/27) von Johann Jakob Bommer aus dem Jahre 1762 (die erste nach der Reformation) nahm Rücksicht auf das grosse Mittelfenster im Ostchor der Kirche. Die Basstürme standen aussen, einzig das Rückpositiv in der Mittelachse verdeckte den unteren Rand des Fensters. Für die neue Orgel des Martin Braun aus dem Jahre 1856 entwarf der Architekt Johann Christoph Kunkler ein neugotisches Gehäuse. Der Zeit entsprechend wurde auf ein Rückpositiv verzichtet. Die grossen Basstürme blieben seitlich des Fensters angeordnet. Eine niedrig gehaltene Brücke mit 49 blinden Pfeifen verband die beiden Seiten miteinander. Es handelte sich um eine mechanische Kegelladenorgel (III/P/36).

In den Jahren 1907/08 erfolgte ein grosser Umbau des Instrumentes durch Orgelbau Goll in Luzern. Eigentlich war es ein Neubau (IV/P/51) unter Wiederverwendung des Gehäuses und vieler alter Register. Die Orgel erhielt Taschenladen und röhrenpneumatische Trakturen. Abgesehen von einigen Retouchen im Jahre 1940 blieb das Instrument bis zum Abbruch 1975 unverändert bestehen.

Für den Orgelneubau nach der Innenrestaurierung wurden verschiedene Varianten geprüft. Schliesslich wurde das nun realisierte Projekt von allen Seiten gutgeheissen. Die Disposition (III/P/45) der mechanischen Schleifladenorgel wurde werkmässig wie folgt untergebracht:

- Für das Hauptwerk und das Pedal wurden die beiden seitlichen neugotischen Gehäuse restauriert und weiterverwendet. Die Aufteilung erfolgte in C- und Cis-Seite, Hauptwerk vorne und Pedalwerk hinten.

- Für das Positiv wurde auf die Bommersche Lösung mit Rückpositiv zurückgegriffen. Stilistisch orientierte man sich aber an der neugotischen Sprache der beiden Hauptgehäuse. Auch die neugotische Ornamentierung (vor weniger Zeit noch als «Firlefanz» bezeichnet) wurde getreulich kopiert.

- Das grosse romantische Schwellwerk wurde als Unterwerk ins Untergeschoss unter die Empore gesetzt. Für den Klangaustritt wurden die vorher geschlossenen Füllungen der durchlaufenden Frontverkleidung geöffnet und mit einem einfachen Kreuzgitter versehen.

- Der Spieltisch wurde freistehend in der Mitte beim Rückpositiv platziert. Hier verzichtete man auf eine neugotische Formgebung.

Friedrich Jakob, 2006


Literaturhinweis

Hansjörg Gerig: Die Orgeln der Kirche St. Laurenzen in St. Gallen, St. Gallen 1979.