Orgelbau Kuhn AG + Gerhard Hradetzky, 2000

Neue Orgel

Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
elektrisch
Einweihung
25.11.2000
Experte
Proffessori Girotto, Rizzato, Aroma
Gehäuseentwurf
Gerhard Hradetzky, Claude Lardon, Hans-Peter Keller
Intonation
Gerhard Hradetzky


www.orgelbau.ch/op=113840

Treviso

III/P/49

Italien, Veneto
Kathedrale

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Kuhn AG + Gerhard Hradetzky, 2000

Neue Orgel

Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
elektrisch
Einweihung
25.11.2000
Experte
Proffessori Girotto, Rizzato, Aroma
Gehäuseentwurf
Gerhard Hradetzky, Claude Lardon, Hans-Peter Keller
Intonation
Gerhard Hradetzky

Eine Orgel kann man nicht auswählen, nur ihre(n) Erbauer

Eine neue Orgel bauen zu lassen ist für den Bauherrn keine leichte Aufgabe. Da jedes Instrument, ausgenommen die ganz kleinen, jedesmal von neuem konzipiert wird, kann man sein zukünftiges Instrument auch nicht nach einem Modellkatalog auswählen. Deshalb sind im voraus viele Besprechungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer notwendig, um das gesamte Konzept detailliert festzulegen. Wie in der Folge die gefassten Ziele in die Tat umgesetzt werden, hängt sodann einzig und allein vom Können und der Intuition der damit beauftragten Fachleute ab. Aus diesem Grunde tut man gut daran, den Orgelbauer seines Vertrauens sorgfältig auszuwählen.

Damit eine Orgel funktioniert ...

Damit die traditionelle Pfeifenorgel funktionieren kann, braucht es nebst dem eigentlichen Klangkörper, den Pfeifen, eine aufwendige technische Infrastruktur. Da geht es zum Beispiel um die mechanischen Verbindungen zwischen Tasten und Tonventilen, die im Falle der neuen Domorgel in ihrer Gesamtheit eine Länge von über 1'300 Metern aufweist.

Oder aber die Windversorgung. Wie auch bei jedem anderen Blasinstrument müssen die Orgelpfeifen mit "Atem" versorgt werden. In diesem Falle spricht man von "Wind", der von einem grossen elektrischen Gebläse erzeugt wird. Für den gleichmässigen Druck und die richtige Windmenge sind eine ganze Anzahl von Bälgen, die Windreservoirs, verantwortlich.

Ja sogar modernste Computertechnik kann Teil einer traditionellen Orgel sein. Die Schaltung der Register zum Beispiel vereinigt Elektrotechnik und fortschrittliche Elektronik zu einem Systemverbund.

Da jede Orgel von ihrer Individualität her eigene Voraussetzungen schafft, müssen alle technischen Parameter zum voraus definiert werden. Selbstverständlich sind es dabei die physikalischen Gesetze, die den Rahmen des Machbaren abstecken. Da aber immer verschiedene Faktoren die Lösung eines Problems beeinflussen, müssen diese bei der Planung im Einzelnen beurteilt und bestimmt werden. Und gerade bei der Gewichtung dieser bestimmenden Faktoren gibt es Spielraum, der Platz für die Verwirklichung der persönlichen Ideale des Orgelbauers offen lässt. So wird es verständlich, wieso jede Orgel nicht nur in den künstlerischen Bereichen der Gestaltung und des Klanges, sondern auch in ihren technischen Belangen die Handschrift des jeweiligen Erbauers trägt.

Auch wenn wir hier vor allem technische Fragen erwähnen, geht doch daraus hervor, dass deren Beantwortung über den blossen Vergleich technischer Daten weit hinausgeht. Die Summe der zu bestimmenden Kennziffern prägt ein Instrument, und es braucht viel Phantasie und persönliches Beurteilungsvermögen, alle Daten zu einem kohärenten Ganzen zu vereinen. Eine eigene Vision zu entwickeln erfordert Kreativität und bedarf einer eigenen Philosophie.

Die Frage des Vertrauens

Ist es demnach verwunderlich, dass zwischen den Orgelbauern und ihren Instrumenten grosse Unterschiede bestehen? Und welches sind die Argumente, von welchen man sich überzeugen lassen soll?

Einem Auftraggeber bleibt nichts anderes übrig, als sich anhand der Leistungen eines Orgelbauers Klarheit über dessen Qualitäten zu verschaffen und ihm, wenn einmal ein Entscheid gefallen ist, auch voll zu vertrauen.

Dass die Orgel in der Kathedrale von Treviso in einer projektbezogenen Zusammenarbeit der beiden Orgelbaufirmen Hradetzky, A-Oberbergern, und Kuhn, CH-Männedorf, entstand, machte also die Komplexität der Aufgabenstellung nicht kleiner. Hradetzky genoss aufgrund verschiedener Orgelneubauten in der Region das Vertrauen des Auftraggebers, verfügte jedoch nicht über die betrieblichen Kapazitäten für ein derart grosser Projekt. Demgegenüber verfügt Kuhn über das Know-how im Bau grosser Orgeln, hätte aber wohl aus preislichen Gründen den Auftrag allein nie erhalten können. Eine projektbezogene Kooperation lag also nahe.

Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist eine klare Aufgabenteilung. So zeichnete Hradetzky verantwortlich für Prospektgestaltung, Gehäuse, Holzpfeifen, Labialpfeifen und die Intonation, während Kuhn die Federführung für das ganze Projekt innehatte und für die gesamte Planung und den Bau von Traktur, Registratur, Spieltisch, Windanlage und Zungenpfeifen zuständig war.

Wieso gerade diese Aufgabenteilung? Während bei der Intonation bis zu deren Abschluss im Rahmen der künstlerischen Intuition viel Spielraum frei bleiben muss, erlaubt die Lösung technischer Aufgaben keinen Aufschub auf später. Schon in der Planungsphase müssen die Parameter aller technischen Komponenten definitiv festgelegt werden, weil später Korrekturen nicht mehr möglich sind.

Wir erwarteten von dieser Zusammenarbeit einen inspirierenden Gedankenaustausch und ein Instrument, das die Verbindung verschiedener Orgelkulturen im Zentrum Europas positiv zum Ausdruck bringt. Heute, am Ende der Zusammenarbeit, dürfen wir feststellen, dass das Ziel der Schaffung einer einzigartigen Synthese in jeder Hinsicht erreicht wurde.

Orgeln bauen ist eine Leidenschaft. Jeder neue Auftrag stellt eine begeisternde Herausforderung dar, der wir uns mit Engagement und Enthusiasmus zu widmen bereit sind. In diesem Sinne haben wir unsere Aufgabe gesehen und alles unternommen, die in uns gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Für das uns erwiesene Vertrauen und die konstruktive Zusammenarbeit möchten wir uns von Herzen bedanken. Möge das neue Instrument die Kirchgemeinde jetzt und in Zukunft in allen Momenten ihres kirchlichen Lebens mit Musik beglücken.

Orgelbau Kuhn, im November 2000