Seewen

II/P/28

Schweiz, Solothurn
Museum für Musikautomaten

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Kuhn AG, 2007

Restaurierung

Orgel erbaut von
M. Welte & Söhne, Freiburg i.Br., 1914
Windladen
Hängeventilladen
Traktur
elektropneumatisch
Registratur
elektropneumatisch
Einweihung
28.09.2007
Experte
David Rumsey
Intonation
Niklaus Stengele

Legendäre Interpretationen im Original

Würden Sie auch gerne einmal erleben, wie legendäre Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts ihre eigenen Stücke interpretierten und «live» den Orgelklängen von Max Reger oder Marcel Dupré lauschen? - Die frisch restaurierte Welte-Philharmonie-Orgel im Musikautomatenmuseum in Seewen macht's möglich. Die Interpretationen der berühmtesten Komponisten der damaligen Zeit sind auf gelochten Papierrollen gespeichert und lassen sich so auf diesem faszinierenden Instrument reproduzieren. Voraussetzung ist natürlich dessen volle Funktionsfähigkeit - und diese zu erreichen, war alles andere als leicht.

Das elektropneumatische System von 1914 funktioniert mit Saugwind satt wie «normal» mit Druckwind. Die Bauteile und Ausführungen sind daher entsprechend ungewohnt. Ausserdem arbeitet es mit kleinsten Windmengen. Bereits winzige Undichtigkeiten führen sofort zu Funktionsausfällen. So galt es also, jedes Bauteil zunächst in seiner Funktion genau zu verstehen und dann mit den geeigneten Massnahmen exakt zu restaurieren. Eine Geduldsache ...

Antworten auf Fragen der Registrierung und Intonation gaben die gespeicherten Kompositionen. Dies umso verlässlicher, als das Museum in Seewen die wohl grösste Sammlung an originalen so genannten Mutterrollen besitzt, von denen Kopien für die Welte-Philharmonie-Orgeln in aller Welt gefertigt wurden.

Die Faszination dieser Restaurierung könnte vielfältiger kaum sein. Unerwartet wurde dabei auch die schillernde Geschichte eines sehr berühmten Schiffes lebendig. Auf den Bauteilen findet sich nämlich die Signatur «BRITANIK». Sollte es sich bei dieser Orgel tatsächlich um das Instrument für das Schwesterschiff der legendären «Titanic» handeln? Wie man weiss, waren für beide Luxusdampfer Welte-Orgeln vorgesehen. Obwohl der letzte Beweis für den Einbau der Orgel auf der «Britannic» noch fehlt, lässt der eingestanzte Name dies doch sehr wahrscheinlich scheinen. - Es bleibt spannend.

Geschichtlicher Abriss

Gebaut ca. 1914 für die «Britannic». Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wieder ausgebaut und eingelagert.

Ca. 1920 nach Stuttgart in die Villa des Inhabers der Firma KODAK (Dr. August Nagel). Erweitert um die Register 10. bis 12. im I. Manual sowie 7. bis 11. im II. Manual.

1937 Aufstellung in Wipperfürth im Versammlungs- und Konzertsaal der Firma RADIUM AG (Direktor Dr. Eugen Kersting). Erweiterung um die Register auf den Transmissionsladen.

1969 durch Dr. h.c. Heinrich Weiss in seiner Sammlung in Seewen SO aufgebaut.

2007 restauriert durch Orgelbau Kuhn