Orgelbau Th. Kuhn AG, 1992

Neue Orgel

Windladen
Kegelladen
Traktur
mechanisch
Registratur
pneumatisch
Einweihung
22.11.1992
Experte
Thomas Iten, Urs Fischer
Gehäuseentwurf
Uwe Schacht
Intonation
H.-J. Schacht

Disposition


www.orgelbau.ch/op=113490

Chur

III/P/43

Schweiz, Graubünden
Ref. Kirche St. Martin

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Th. Kuhn AG, 1992

Neue Orgel

Windladen
Kegelladen
Traktur
mechanisch
Registratur
pneumatisch
Einweihung
22.11.1992
Experte
Thomas Iten, Urs Fischer
Gehäuseentwurf
Uwe Schacht
Intonation
H.-J. Schacht

Ein Neubau in restaurativem Sinne

Orgelneubau und Orgelrestaurierung sind normalerweise zwei völlig verschiedene Dinge. Durch besondere Umstände und Sachzwänge kann es sich aber durchaus ergeben, dass diese beiden Sparten der Orgelbauertätigkeit doch in einem Projekt zusammenfliessen. Der Orgelneubau in der Martinskirche Chur ist ein gutes Beispiel für diesen Sonderfall. Die drei massgeblichen Etappen dieser Orgelgeschichte seinen kurz zusammenfassend skizziert.

Der Orgelneubau von 1868

Man war mit der kleinen alten Orgel von Sylvester Walpen aus dem Jahre 1816 schon lange nicht mehr zufrieden, aber erst 1864 wurde eine Orgelkommission gebildet. Aus einer Konkurrenz von acht in- und ausländischen Firmen ging schliesslich die eben erst 1864 neu gegründete Firma von Kuhn & Spaich in Männedorf siegreich hervor. Der Werkvertrag vom 23. September 1867 sah eine dreimanualige Orgel vor (III/P/36). Diese erste dreimanualige Orgel Graubündens wurde auf der rückwärtigen Empore aufgestellt und erhielt ein neugotisches Gehäuse nach dem Entwurf der Gebrüder Franz und August Müller in Wil SG. Diese Orgel war mit mechanischen Kegelladen ausgestattet.

Der Orgelumbau von 1918

Eine Gesamtrenovation der Kirche unter der Leitung der Architekten Schäfer & Risch führte auch zu Orgelarbeiten: das Instrument wurde von der Westempore in den Chor versetzt, pneumatisiert und auf 50 Register vergrössert, auch die Klaviaturumfänge wurden dabei erweitert. Ein neuer Prospekt nach den Entwürfen der Architekten, ein neuer Spieltisch, Dispositionsänderungen sowie zahlreiche Zusatzwindladen waren die Folge. Mit diesen tiefgreifenden Umgestaltungen wurde die Firma Goll in Luzern betraut. Die Projektankündigung vom 23. April 1918 hielt aber wörtlich fest, dass die Orgel «unter weitgehendster Würdigung des alten Materials umgebaut» werden solle.

Der Orgelneubau von 1992

Nach weiteren Veränderungen in den Jahren 1928, 1963 und 1974 (Elektrifizierung der pneumatischen Traktur) stellten sich im Hinblick auf eine neuerliche Kirchenrestaurierung von Beginn weg zwei Hauptfragen: 1. ob die Orgel im Chor verbleiben oder wieder auf die Empore gestellt werden soll, 2. ob das bestehende Instrument (teilweise) erhalten bleiben oder durch einen völligen Neubau ersetzt werden soll. Die Orgelfachleute drängten zu einem Neubau auf der Empore, die Denkmalpflege wollte das Raumprogramm von Schäfer & Risch beibehalten, was für den Orgelstandort im Chor und Beibehalten des Prospektes von 1918 sprach. Es ist das Verdienst Thomas Ittens, 1988 nachgewiesen zu haben, dass das Instrument von 1868/1918 durchaus erhaltenswert sei. Das Projekt Itten wurde in der Folge von Orgelbau Kuhn weiterbearbeitet und führte 1991/92 zu einem Neubau in restaurativem Sinne. Die alten Kegelladen von 1868 wurden restauriert und remechanisiert, die notwendigen neuen Laden wurden ebenfalls als mechanische Kegelladen gebaut. Der Prospekt und die erhaltenen Spieltischstaffeleien von 1918 wurden ebenfalls restauriert. Die neue Disposition zählt 43 klingende Register. Hievon stammt etwa die Hälfte von 1868 und 1918, die andere Hälfte wurde teils nach alten Vorbildern rekonstruiert, teils völlig neu geschaffen.

Friedrich Jakob, 2006