Orgelbau Th. Kuhn AG, 1987

Restaurierung

Orgel erbaut von
Johann Wendelin Kirchner, 1653
Louis Benoit Hooghuys, 1860
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
Ostern 1987
Experte
Richard Giez / Hans-Otto Jakob
Intonation
H.-J. Schacht

Disposition


www.orgelbau.ch/op=800770

Kiedrich (Rheingau)

II/P/21

Deutschland, Hessen
St. Valentinuskirche

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Th. Kuhn AG, 1987

Restaurierung

Orgel erbaut von
Johann Wendelin Kirchner, 1653
Louis Benoit Hooghuys, 1860
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
Ostern 1987
Experte
Richard Giez / Hans-Otto Jakob
Intonation
H.-J. Schacht

Die Orgel der Pfarrkirche St.Valentin und Dionysius zu Kiedrich im Rheingau wird oft als die "älteste Orgel Deutschlands" bezeichnet. Falsche Interpretationen von Pfeifennummerierungen führten zum Beispiel zur Annahme eines angeblichen Erbauungsjahres 1313. Tatsächlich ist diese Orgel aber erst etwa um 1500 entstanden, wobei freilich weder das genaue Jahr noch der Erbauer bekannt sind.

Das Instrument wurde mehrfach umgebaut und vergrössert, unter anderem 1653 durch Johann Wendelin Kirchner. Um 1800 wurde die Orgel nicht mehr benützt. Sie galt als unreparierbar, aber aus Geldmangel unterblieb der Ersatz durch ein neues Instrument. Erst die romantische Begeisterung für die Gotik und deren Wiederaufleben als "Neugotik" führten zu einem Gesinnungswandel. Der englische Baron John Sutton (1820 - 1873) entdeckte das Kleinod im Jahre 1857 und beschloss, Kirche und Orgel zu restaurieren. Allein für die Orgel wendete er über 6000 Gulden auf. Der instrumentale Teil wurde von Louis-Benoit Hooghuys aus Brügge restauriert, die Fassung des Gehäuses und der Flügeltüren von August Martin aus Fürth.

Bei der letzten Restaurierung, von 1985-1987 durch Kuhn ausgeführt, ging es zunächst darum, sorgfältig das Restaurierungsziel zu erarbeiten. Im Einvernehmen mit der Denkmalpflege und den Verantwortlichen der Diözese Limburg kam man zur Überzeugung, dass grundsätzlich nur die Wiederherstellung des Zustandes 1860 (Sutton) sinnvoll sein konnte. Die Rekonstruktion früherer Zustände (die Orgel besass zwischenzeitlich sogar ein Rückpositiv) hätte zu vieler Hypothesen bedurft. Zudem wurde die Gesamtleistung Suttons ebenfalls als denkmal- und schutzwürdig eingestuft. Durch sein Wirken wurde nicht nur die alte Orgel von den barocken Zutaten befreit und zu ihrer gotischen Pracht zurückgeführt, sondern die ganze Kirche samt ihrer Ausstattung und Umgebung wurde zu einem wahren "Schatzkästlein der Gotik" gemacht, wobei Gotik und Neugotik untrennbar ineinander verschmolzen. In einigen Punkten (zum Beispiel Balganlage und Temperierung) ging man jedoch trotzdem auf den Stand von 1653 zurück.

In Erscheinung tritt lediglich das Hauptwerk, gewissermassen als einmanualige gotische Orgel mit Flügeltüren. Die Zusatzwerke (Positiv und Pedal) sind unsichtbar in der dahinterliegenden Turmkammer untergebracht, wo auch die Keilbalganlage Platz fand.