Lausanne

V/P/75

Schweiz, Waadt
Eglise réf. St-François

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Th. Kuhn AG, 1995

Neue Orgel

Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
elektrisch
Einweihung
10.09.1995
Experte
Rudolf Bruhin
Gehäuseentwurf
Georg Weismann
Intonation
Paul Cartier, Kurt Baumann

Architektur der Orgelanlage

Die Orgel und ihre Empore sind seit ihrem Beginn im Jahre 1776 mehrfach verändert worden. Insbesondere wurden beim Neubau der Orgel durch E.F. Walcker (1866/1880) auf den beiden Seiten zusätzliche Gehäuseteile hinzugefügt. Dafür wurde das Rückpositiv stillgelegt und entleert. Infolge einer Emporenerweiterung kam die funktionslose, aber zum Glück nicht abgebrochene Rückpositivfassade mitten auf die Empore zu stehen.

Anlässlich der jüngsten Kirchenrestaurierung wurde im Einvernehmen mit der Denkmalpflege beschlossen, die Emporenbrüstung wenigstens im Mittelbereich wieder auf die ursprüngliche Flucht zurückzunehmen und das Rückpositiv wieder zu reaktivieren. Dagegen sollten die seitlichen Gehäuseerweiterungen im Sinne des "gewachsenen Zustandes" erhalten bleiben. Man schuf also bewusst einen Zustand, den es bis jetzt nie gegeben hatte.

Klangliches Konzept

Ähnlich wurde mit dem vorhandenen Pfeifenmaterial verfahren. Das brauchbare Pfeifenwerk aus allen vier Bauabschnitten der Orgel sollte nach Möglichkeit in einem neuen Gesamtkonzept wiederverwendet werden. Die originalen Prospektpfeifen von Hauptwerk und Rückpositiv waren selbstverständlich in ihrer angestammten Funktion zu belassen, im übrigen war man aber frei.

Gewünscht wurde eine universelle Orgel, welche sowohl der klassischen alten Orgelliteratur als auch dem romantisch-sinfonischen Schaffen vornehmlich französischer Prägung gerecht werden sollte. Das Rückpositiv mit seiner blossen 4’-Höhe musste naturgemäss auf die barocke Sphäre beschränkt bleiben. Das Hauptwerk wurde in zwei Teile aufgeteilt, in "Grand Orgue" (II) und in "Grand Choeur" (V). Das II. Manual füllt das ehemalige Hauptwerkgehäuse Scherrers voll aus, das V. Manual steht unmittelbar dahinter. Noch weiter zurückgestaffelt ist das grosse Schwellwerk (IV) untergebracht, während das Solo (III) links und rechts des Spieltisches im Unterbau des Hauptgehäuses Platz findet. Das Pedalwerk schliesslich steht seitlich hinter den Walcker-Prospektteilen. Trotz der vordergründigen Barockfassade handelt es sich also um eine grosse sinfonische Orgel.

Bemerkungen zur Technik

Alle Windladen sind neu und als mechanische Schleifladen gebaut. Alle direkten Trakturen zu den 5 Manualen und zum Pedal sind rein mechanisch angelegt. Für die 10 Manualkoppeln (8 Normalkoppeln und 2 Oktavkoppeln) war indessen eine geeignete Entlastungshilfe unverzichtbar, sonst wäre das gekoppelte Gesamtplenum kaum spielbar. Wir verwendeten dazu einen von uns weiterentwickelten und perfektionierten Barkertyp, welcher eine synchrone Bewegung von Taste und Windladenventil gewährleistet.