Orgelbau Kuhn AG, 2010
Neue Orgel
www.orgelbau.ch/op=114230
II/P/23
Deutschland, Niedersachsen
Evang.-luth. St. Johannis-Kirche
Das klangliche Konzept der neuen Chororgel
Nach dem Willen der Bauherrschaft soll die neue Chororgel in der St. Johanniskirche für musikalische Aufgaben geeignet sein, welche von der weltberühmten historischen Renaissance/Barockorgel auf der Westempore nicht erfüllt werden können. Das neue Instrument soll eindeutig auf die französisch geprägte symphonisch-romantische Klangwelt ausgerichtet sein und damit einen bisher unbekannten Ton in die Lüneburger Orgellandschaft bringen.
Der französisch symphonische Orgeltyp ergänzt die grosse Hauptorgel in idealer Weise und eignet sich besonders gut für die Mitwirkung bei Oratorien, als Begleitinstrument für die Chöre in Gottesdienst und Konzert sowie für die Interpretation der symphonischen Musik des 19. und 20. Jahrhunderts.
Das Klangkonzept der neuen Orgel stützt sich nicht auf ein bestimmtes historisches Vorbild, sondern ist das Resultat sorgfältiger Überlegungen. Die Grundlage dieser Überlegungen ist die heutige Musizierpraxis und die vielfältigen Aufgaben im Gottesdienst und Konzert. Die neue Orgel ist deshalb nicht eine Stilkopie sondern ganz bewusst - auch im äusseren Erscheinungsbild klar erkennbar - eine moderne Orgel aus unserer Zeit.
Der musikalische Kern der neuen Orgel hat seine klanglichen Wurzeln jedoch eindeutig in der französischen Tradition des 19. Jahrhunderts. Die Firma Kuhn befasst sich seit Jahren intensiv mit dieser Klangwelt, welche sich in vielen Details von der deutschen Orgelgestaltung unterscheidet. Bei der Mensurierung und der Intonation konnten wir ausgiebig von der grossen Erfahrung profitieren die wir bei der Restaurierung von historischen Originalinstrumenten von Cavaillé-Coll sowie beim Neubau mehrerer grosser Instrumente in diesem Stil machen durften.
Das Wichtigste allerdings sind für uns nicht stilistische Überlegungen, sondern der Wunsch, ein hervorragendes Musikinstrument zu schaffen, welches die Besucher von Gottesdiensten und Konzerten mit seinen Klängen bewegt.
Das technische Konzept der neuen Chororgel
Wie jedes Instrument, das in unserer Werkstatt entsteht, ist auch die neue Orgel von St. Johannis eine Einzelanfertigung. Sie wurde so konzipiert, dass die äussere Prospektgestaltung von Architekt Carl-Peter von Mansberg, Dipl.-Ing. Architekt BDA, Lüneburg, und das innere Anlagekonzept, welches auf orgelbauerische Erfordernisse Rücksicht nehmen muss, optimal zusammenpassen.
Die neue Orgel hat 27 Register (davon 3 Transmissionen und eine Verlängerung), verteilt auf Grand Orgue, Récit und Pédale. Von den insgesamt 1454 Pfeifen bestehen 1424 aus einer Zinn-Blei Legierung, 30 Pfeifen sind aus Holz gebaut. Die Traktur (Verbindung zwischen Taste und Tonventil) ist mechanisch, die Registratur (das Ein- und Ausschalten der Register) ist elektrisch.
Das Instrument wird von einem freistehenden Spieltisch aus gespielt. Im Unterbau des Orgelgehäuses befindet sich die Balganlage und Teile der Traktur. Darüber, auf der Höhe der Auskragung, sind die Windladen des I. Manuals und des Pedals untergebracht. Über dem Hauptwerk befindet sich der Schwellkasten des II. Manual (Récit). Eine Besonderheit dieser Orgel ist der vierseitige Prospekt. Das Instrument erscheint dem Betrachter als frei im Raum stehender Pfeifenkubus. Auf drei Seiten bestehen die Prospektpfeifen aus gegossenem Zinn, auf der Ostseite aus Eichenholz.
Technische Daten
Gehäuse: selbsttragend, Eiche/Fichte
Verkleidung Unterbau: Stahl
Spieltisch: freistehend, Birnbaumholz
Windladen: Schleifladen
Traktur: mechanisch, Gesamtlänge 1163 m
Koppeln: mechanisch
Registratur: elektrisch mit Setzeranlage
Balganlage: 3 gewichtsbelastete Bälge im Unterbau der Orgel
Winddruck: 90 - 100 mm WS
Höhe: 6.86 m
Breite: 3.38 m
Tiefe: 2.67 m
Gesamtgewicht der Orgel: 8500 kg
Register: 27 (davon 3 Transmissionen und 1 Verlängerung)
Anzahl Pfeifen: 1454 (davon 30 aus Holz)
Gewicht aller Zinnpfeifen: 1970 kg
Legierung (Zinn/Blei): 80% Zinn (Prospektpfeifen) bis 40% Zinn (Flöten)
Total verbautes Holz: ca. 9.3 m 3
Verwendete Ledersorten: je nach Verwendungszweck: Rind, Lamm, Ziege