Orgelbau Th. Kuhn AG, 1944
Restaurierung
www.orgelbau.ch/op=800050
III/P/39
Schweiz, Luzern
Ehemalige Klosterkirche
Die ehemalige Klosterkirche der Zisterzienser zu Sankt Urban (Kanton Luzern) erfuhr in den Jahren 1987-1992 eine durchgreifende Restaurierung durch das kantonale Hochbauamt. Dies war der Anlass, auch das Orgelwerk nach heutigen denkmalpflegerischen Grundsätzen zu restaurieren.
Die Orgel wurde von 1716 bis 1721 gemeinsam von Vater Joseph Bossard (1665-1748) und Sohn Viktor Ferdinand Bossard (1699-1772) erbaut. Sie schufen damit ein Meisterwerk ersten Ranges, wie es später von der über fünf Generationen tätigen Familie nie mehr übertroffen worden ist.
Neben der technischen Qualität als unabdingbare Voraussetzung prägen drei Aspekte den besonderen Rang dieser Orgel:
1. Während der Orgelbau des 17. Jahrhunderts in der Regel wenig Rücksicht auf die architektonische Umgebung nahm, wurde im Spätbarock des 18. Jahrhunderts die Orgel im Sinne eines Gesamtkunstwerkes nach Möglichkeit in die Raumarchitektur integriert. St. Urban ist hiezu ein frühes Beispiel. Die kühne Überwölbung der zwei seitlichen Fenster und ihre Umspielung mit Pfeifenwerk des Pedals ist eine architektonische und orgelbautechnische Meisterleistung. In dieser Hinsicht ist die Orgel von St. Urban zukunftsweisend.
2. Sehr konservativ und rückwärtsgewandt ist im Gegensatz zur äusseren Gestaltung das Festhalten nicht nur an der kurzen Oktave im Bass, sondern darüber hinaus an den gebrochenen Tasten für dis/es in den obern drei Oktaven der Manualklaviaturen. Diese Altertümlichkeit war zwischenzeitlich eliminiert worden. Sie wurde jetzt wieder rekonstruiert, weil sie bei den Windladen, beim Pfeifenwerk und bei Trakturelementen (Wellenbretter) noch teilweise erhalten geblieben war. Eine rein mitteltönige Stimmung der Orgel mit acht reinen Terzen war eine logische Folge hievon.
3. Einzigartig ist die Darstellung des Abtwappens von Malachias Glutz vor dem Oberwerk. Das dreifache Kreuzeszeichen ist mit teilweise schräg stehenden, aber dennoch klingenden Pfeifen bestückt.
Dispositionell zeigt die Orgel nicht nur barocke Züge, sondern weist auch frühromantische Eigenschaften auf. So sind nicht nur die üblichen Registertypen der Zeit vertreten, sondern auch Streicherstimmen, Schwebestimmen und doppelt labierte Stimmen.