Rheinau

III/P/36

Schweiz, Zürich
Ehemalige Klosterkirche, Hauptorgel

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Th. Kuhn AG, 1990

Restaurierung

Orgel erbaut von
Johann Christoph Leu, 1715
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
16.09.1990
Experte
Rudolf Bruhin u.a.
Intonation
H.-J. Schacht

Die heutige barocke Klosterkirche entstand 1705-1710 und ersetzte eine romanische dreischiffige Basilika. Für die Weihe am 5.Oktober 1710 stand nur eine kleine Chororgel zur Verfügung. Die neue Hauptorgel wurde erst 1711-1715 erstellt. Sie ist das einzige in wesentlichen Teilen erhaltene Werk des aus Augsburg stammenden Orgel- und Instrumentenmachers Johann Christoph Leu (1675-1749).

Die Originalverträge sind nicht erhalten, wohl aber verlässliche zeitgenössische Abschriften. Aus ihnen ergibt sich, dass Leu zunächst eine zweimanualige Orgel mit Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal von insgesamt 30 klingenden Registern zu liefern hatte. Eine dritte Manualklaviatur bediente lediglich ein Glockenspiel von 45 Glocken (C-c‘‘‘). Nach der Fertigstellung wurden sich Abt und Konvent gewahr, dass der Klang eines Glockenspiels der Würde ihres Gotteshauses nicht entspreche ("es sei nit anstendig"). Daher wurde Leu mit einem Zusatzvertrag beauftragt, das Glockenspiel durch ein "Flöthen-Werckh" zu ersetzen. So entstand nachträglich als neues drittes Manualwerk ein Oberwerk mit 6 klingenden Registern. Am 14.Dezember 1715 erfolgte die Abnahme der Orgel, jetzt offenbar in bester Zufriedenheit.

Der grösste Eingriff erfolgte 1840/41 durch Friedrich Haas, den bedeutendsten Schweizer Orgelbauer des mittleren 19.Jahrhunderts. Dieser Umbau mit seinen zahlreichen Dispositionsänderungen verwandelte die barocke Orgel in ein frühromantisches Instrument. Nach der Klosteraufhebung im Jahre 1862 wurden Kirche und Orgel Eigentum des Kantons Zürich. Nach einer ersten Restaurierung im Sinne der damals noch jungen Orgelbewegung im Jahre 1941 erfolgte zum Abschluss der Gesamtrestaurierung der Kirche von 1988-1990 eine nochmalige, nun besser fundierte Restaurierung. Da bereits die Arbeiten von 1941 die Haas-Bestände weitgehend eliminiert hatten, blieb nur eine Wiederherstellung des Zustandes von 1715 (mit Oberwerk) möglich.