Johann Nepomuk Kuhn, 1878

Neue Orgel

Windladen
Kegelladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Experte
J. G. E. Stehle, St. Gallen

Disposition


www.orgelbau.ch/op=100360

St. Peterzell

II/P/15

Schweiz, St. Gallen
Kath. Kirche

Johann Nepomuk Kuhn, 1878

Neue Orgel

Windladen
Kegelladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Experte
J. G. E. Stehle, St. Gallen

Simultankirche, eine ostschweizerische Besonderheit

Die heutige röm.-kath. Kirche St. Peterzell diente bis etwa 1965 als sogenannte Simultankirche sowohl dem katholischen wie dem evangelischen Konfessionsteil von St. Peterzell. Die Kirche war gemeinsamer Besitz und wurde gemeinsam verwaltet. Derartige Simultanverhältnisse waren vom 17. Jahrhundert bis weit ins 20. Jahrhundert hinein eine Besonderheit der Ostschweizer Kantone St. Gallen und Thurgau. Es bedeutete dies eine praktisch gelebte Oekumene, lange bevor dieser Begriff Allgemeingut geworden ist. Leider zerfiel diese lange geübte Einheit just in der Zeit, als man über die «Oekumene» lauter zu diskutieren begann. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts baute bald der eine Konfessionsteil, bald der andere, eine eigene neue Kirche und überliess der Gegenpartei das bisherige gemeinsam benutzte Kirchengebäude. In St. Peterzell war es der reformierte Teil, welcher um 1965 eine eigene neue Kirche baute. Die alte Kirche samt Orgel übernahmen die Katholiken.

Nach diesem notwendigen religionsgeschichtlichen Abstecher nun zur Orgel. Die paritätische Kirche besass seit 1818 eine Hausorgel. Sie gehörte zwar den Reformierten, die sie geschenkt erhielten, aber gegen eine hälftige Übernahme der Unterhaltskosten durfte sie auch von den Katholiken benützt werden. Nach 1870 vermochte dieses Instrument den gewandelten und gewachsenen Ansprüchen nicht mehr zu genügen. Nach etwelchem Hin und Her stimmten schliesslich beide Konfessionsteile dem Neubau einer grösseren Orgel zu. Das Projekt, genauer der Dispositionsvorschlag, stammte vom St. Galler Domorganisten Johann Gustav Eduard Stehle (1839-1915). Eine Übereinkunft sah vor, dass der katholische Teil 5/8 der Anschaffungskosten übernehme, der evangelische Teil 3/8 der Kosten; die späteren Unterhaltskosten dagegen sollten wie bisher je hälftig getragen werden.

Den Zuschlag für den Neubau erhielt Johann Nepomuk Kuhn in Männedorf. Der Vertrag vom 28./30. Januar 1878 und der Abnahmebericht Stehles vom 4. Dezember 1878 sind im heutigen kath. Pfarrarchiv St. Peterzell erhalten.

Diese Kegelladenorgel umfasste von Beginn weg 15 klingende Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Bei dieser geringen Grösse waren trotz des freistehenden Spieltisches keine Barkerhilfen nötig für die mechanische Traktur. Das Gehäuse scheint von Kuhn selbst zu stammen, denn er bat um Rückgabe seiner Zeichnung. Das Instrument wurde für den jetzigen Standort auf der Westempore gebaut. Abgesehen von Kleinigkeiten, insbesondere einer Erhöhung der Stimmtonhöhe, blieb die Orgel unverändert erhalten.

Friedrich Jakob, 2006


Disposition


www.orgelbau.ch/op=100360