Orgelbau Kuhn AG, 2012

Restaurierung

Orgel erbaut von
Carl Theodor Kuhn, 1900
Windladen
Membranenladen
Traktur
pneumatisch
Registratur
pneumatisch
Experte
Rudolf Lutz
Intonation
Thierry Pécaut


www.orgelbau.ch/op=801560

St. Gallen

II/P/16

Schweiz, St. Gallen
St. Katharinenkirche

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Kuhn AG, 2012

Restaurierung

Orgel erbaut von
Carl Theodor Kuhn, 1900
Windladen
Membranenladen
Traktur
pneumatisch
Registratur
pneumatisch
Experte
Rudolf Lutz
Intonation
Thierry Pécaut

Die Kuhn-Orgel in der Kirche St. Katharinen, St. Gallen

Eine Innenstadt-Kirche wird nicht mehr für kirchliche Zwecke benötigt, was soll mit ihr geschehen? Eine Frage, die sich heute und in naher Zukunft leider immer mehr stellen wird. Damit verbunden ist in der Regel auch die Frage: was wird mit der Orgel? Wenn wir dann aus der Presse entnehmen, dass eine Bank die Kirche gekauft hat, dann stellen wir uns in Gedanken schon einen Bankschalter im Altarbereich, die Kundenberatung auf der Orgelempore und den Bancomaten im Eingangsbereich der Kirche vor.

Doch in der Katharinenkirche kam das alles ganz anders. Die Geschichte stimmt bis zu dem Punkt, als die Kirche und die umliegenden Räumlichkeiten tatsächlich von einer Bank gekauft wurden. Der Zustand des architektonisch an sich bescheidenen Kirchenraumes war sehr schlecht. Vor Jahren wurden das Orgelgehäuse, die Brüstung und der gesamte Emporenunterbau mit einer braunen Farbe überstrichen, später der Orgelprospekt durch eine grosse Projektionsleinwand verdeckt.

Bei genauer Betrachtung konnten aber durchaus Gestaltungsqualitäten von Orgel und Emporensituation erkannt werden. Umso erfreulicher, dass die neuen Besitzer der Kirche diese Qualitäten erkannten und Willens waren, diese zu erhalten und zu altem Glanz zurückzuführen. Nicht nur die Fassade der Orgel, auch das Instrument sollte wieder zu neuem Leben erweckt werden. Es stellte sich dabei die Frage, ob die bestehende Orgel restauriert oder - erneut - ein neues Werk in das alte Gehäuse eingebaut werden sollte. In dem barocken, von Joh. Baptist Lang geschaffenen Gehäuse aus dem Jahre 1806 baute Orgelbau Th. Kuhn aus Männedorf im Jahre 1900 ein pneumatisches Werk ein. Trotz der späteren klanglichen Veränderungen zeigt der Untersuchungsbericht auf, dass Restaurierung und klangliche Rückführung der Orgel auf den Bauzustand von 1900 auf gesicherter Grundlage möglich war. Dagegen wäre die Rückführung auf den Bauzustand von 1806 auf Grund des ungenügenden Befundes am Gehäuse und fehlender Archivunterlagen vollkommen hypothetisch gewesen. Also wurde der Restaurierung der pneumatischen Kuhn-Orgel der Vorzug gegeben.

Optisch sehr unbefriedigend war bei der bestehenden Anlage der seitliche Anbau des Pedalwerks an das historische Gehäuse. Die Pfeifen ragten weit in das Fenster neben der Orgel. Schliesslich fand man eine optisch befriedigende Lösung, indem die 16 ' - Pfeifen hinter dem Schwellkasten platziert wurden.

Glücklicherweise war unter dem braunen Anstrich die alte Gehäusefassung noch vorhanden. Deren Freilegung war eine wirkliche Offenbarung. Die Instandsetzungsarbeiten am Gehäuse gestalteten sich sehr umfangreich, hatte doch der Holzwurm über zwei Jahrhunderte hinweg «ganze Arbeit» geleistet.

Seit Jahren wurde die Orgel schon nicht mehr verwendet, wodurch die Technik eigentliche «Standschäden» erlitt, welche die Spielbarkeit immer mehr einschränkten. So war auch die Restaurierung des Orgelwerks, insbesondere des Spieltisches, eine grosse Herausforderung. Die Schaltungen zu den Werken und die Koppelschaltungen im Spieltisch funktionieren mit unterschiedlichen Systemen («Zuwind» und «Abwind»), werden aber von einem Ventil aus gesteuert. Ein hohes Mass an «pneumatischem Know-how» war für den ausführenden Restaurator notwendig, um diese Schaltungen in liebevoller Kleinarbeit zu einer verlässlichen Funktion zu bringen. Die Intonation des historischen Pfeifenwerks wurde behutsam überarbeitet, die fehlenden Pfeifen wurden ersetzt und in das klangliche Umfeld integriert.

Dem Kirchenraum zu St. Katharinen sind - dank dem kulturellen Engagement und der Sensibilität der Verantwortlichen einer Bank - seine ursprüngliche Schönheit und ein wertvolles Klangdenkmal zurückgegeben worden.



www.orgelbau.ch/op=801560