Orgelbau Kuhn AG, 2007

Umbau

Orgel erbaut von
Georg Jann, 1987
Gehäuse: Johann Caspar König, 1740
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Experte
Franz Hauk
Intonation
Rudolf Aebischer


www.orgelbau.ch/op=801360

Ingolstadt

II/P/26

Deutschland, Bayern
Kath. Kirche Sta. Maria de Victoria

© Bilder Helmut Bauer

Orgelbau Kuhn AG, 2007

Umbau

Orgel erbaut von
Georg Jann, 1987
Gehäuse: Johann Caspar König, 1740
Windladen
Schleifladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Experte
Franz Hauk
Intonation
Rudolf Aebischer

Restaurierung schon 19 Jahre nach der Erbauung?

Es ist eine sehr ungewöhnliche Aufgabe, ein so junges Werk zu «restaurieren». Bei dieser Orgel handelt es sich aber um ein sehr spezielles Objekt. Das Konzept des Werkes und die Ausführungsdetails lassen erkennen, dass man ein Werk bauen wollte, welches der Ästhetik des historischen Gehäuses entsprechen sollte. Das führte dazu, dass die Orgel in handwerklicher Hinsicht sehr schön gearbeitet ist und auch ihre klanglichen Qualitäten besitzt.

Zwei Jahrzehnte Erfahrung mit diesem Instrument zeigten aber auch einzelne, sehr grundsätzliche Mängel auf. Ein Principal 8 ' als Grundlage des Plenumklanges in dieser grossen Kirche fehlte gänzlich. Das Hauptwerk mit Rohrflöte 8 ' und einem Praestant 4 ' gab einfach zu wenig klangliche Basis für die reichlich vorhandenen, hoch liegenden Stimmen. Die beiden Zungenregister der Orgel vermochten in gleicher Hinsicht nicht zu befriedigen. Die Oboe 8 ' im Hauptwerk und die Posaune 8 ' im Pedal sind zwar sehr schöne Register, verleihen aber dem Werk keine Gravität, wie sie dem Raum angemessen wäre.

Um diese Gravität zu erreichen, wurde im Jahr 2006 ein Umbau der Orgel beschlossen. Das Hauptwerk erhielt neu einen Principal 8 ' (ab F) und eine Trompete 8 ', die Register Quintade 8 ' und Oboe 8 ' entfielen. Letztere wurde ins Positiv versetzt, an Stelle des dreifachen Scharff 1 '. Im Pedal wurde der Einbau einer Posaune 16 ' realisiert, die Bauernflöte 2 ' entfiel dafür.

Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, dass sich die neuen Register räumlich und handwerklich gut in das Werk zu integrieren hätten, was bei der Grösse der Pfeifen sicher nicht einfach war. Die Wertschätzung und Achtung der Jann-Orgel von 1987 musste die Grundlage für alle unsere Ausführungen sein. In dieser Hinsicht kann der Umbau als Restaurierungsobjekt gesehen werden, denn für Restauratoren ist eine solche Einstellung Voraussetzung.

Wir dürfen heute mit Befriedigung feststellen, dass das Ziel sehr gut erreicht wurde und der Prospekt optisch sogar ansprechender wirkt als vorher. Durch die weiteren Mensuren der 8 ' - Pfeifen B und H in den Aussentürmen (vorher C und C# Praestant 4 ') ergeben sich viel angepasstere Abstände zwischen den Pfeifen. Weit höher wiegt für die Organisten natürlich der klangliche Gewinn als Folge der erwähnten Dispositionsveränderungen.

Als weiterer musikalischer Gewinn wird auch die Modifikation der Temperierung empfunden. Die bisherige Stimmung (Kirnberger II c) wurde zu Gunsten einer Stimmanweisung aufgegeben, welche direkt auf Johann Sebastian Bach zurückgeht. Der amerikanische Musikwissenschaftler Bradley Lehmann wies im vergangenen Jahr nach, dass Bach auf dem Titelblatt des «Wohltemperierten Claviers» eine grafische Stimmanweisung hinterlassen hat. Erstmals wurde nun diese Temperierung an einer Orgel realisiert.

Den Abschluss des Umbaus bildete im Jahr 2007 der Einbau einer 4-fachen Keilbalganlage mit Kuhn-Balgsteuerung und Kalkantenanlage, sowie der Ersatz der pneumatischen Tremulanten durch Kanaltremulanten. Das Klangbild hat hiermit nochmals erheblich an Schönheit gewonnen.



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