Orgelbau Th. Kuhn AG, 1979
Restaurierung
www.orgelbau.ch/op=800500
III/P/48
Deutschland, Baden-Württemberg
Klosterkirche
Die am 9. September 1792 geweihte neue Abteikirche von Neresheim musste noch fünf Jahre warten, bis sie die von Johann Nepomuk Holzhay (1741-1809) erschaffene Hauptorgel in Gebrauch nehmen konnte. Dieser letzte grosse Orgelbauer Schwabens im 18. Jahrhundert unterzeichnete den Werkvertrag für die Benediktiner von Neresheim am 6. August 1792 und arbeitete an diesem Werk bis Ende 1797. Seit der Klosteraufhebung 1803 bis zur Wiederansiedlung der Mönche im Jahre 1920 waren Kirche und Orgel in der Obhut des Fürstenhauses von Thurn und Taxis. Nach Abschluss der Gesamtrestaurierung der Kirche (1966-1975) wurde auch die Orgel restauriert. Die Firmen Rudolf Kubak und Hubert Sandtner aus Dillingen wurden mit dem Abbau des Instrumentes beauftragt, die Firma Gustav S. Bier in Giengen/Brenz wurde mit der Restaurierung des Pfeifenwerkes betraut. Nach etwelchen unerfreulichen Zwischenfällen wurde schliesslich die Firma Kuhn beauftragt, das Werk technisch zu restaurieren, wieder aufzustellen und zu intonieren. Diese Arbeiten dauerten von 1977 bis Herbst 1979. Sie begründeten den internationalen Ruf der Firma für die Restaurierung wertvoller historischer Orgeln.
So wie die Kirche selbst ist auch die Orgel eine ganz besondere Mischung von spätem Barock und Klassizismus. Das Umspielen der Westfenster gemahnt an das geniale Vorbild Gablers in Weingarten, hier jedoch in strengere Formen gekleidet. Der Aufwand an Blindpfeifen und grossen Überlängen ist hier aber wesentlich grösser als in Weingarten. Das Oberwerk steht in der Mittelachse über dem freistehenden Spieltisch, das Hauptwerk in den beiden anschliessenden grösseren Türmen, in deren Unterbau auch das unsichtbare Echowerk eingebaut ist. Das Pedalwerk ist in den beiden etwas kleineren Aussentürmen untergebracht. Die Spangen zwischen Hauptwerk und Pedal sind reine Dekoration. Die Disposition zeigt neben barocken Zügen auch deutliche frühromantische Eigenheiten. Die Orgel steht somit auch klanglich in einer typischen Uebergangszeit, was sie jedoch nicht minder interessant macht.