Carl Theodor Kuhn, 1890
Neue Orgel
www.orgelbau.ch/op=100890
II/P/18
Frankreich, Gard
Petit Temple
Die Kirche stammt aus dem Jahr 1718 und war früher die Kapelle des Ursulinenklosters. Im Zuge der Revolution wurden die Kirchengüter zu «Nationalgütern» erklärt und verkauft. 1793 erwarb ein reicher Protestant die Kapelle und später wurde sie der evangelischen Gemeinde von Nîmes gestiftet. In der Kapelle stand eine einmanualige Orgel mit 9 Registern, die um 1750 wahrscheinlich von Jean Esprit Isnard gebaut worden war.
1890 baute Theodor Kuhn eine mechanische Orgel mit 18 Registern und noch mit Kegelladen ausgestattet. Dafür verwendete er das gesamte alte Gehäuse von Isnard (den oberen Teil, die Pfeifen standen vorher mehr oder weniger direkt auf dem Boden) und erweiterte es auf wunderbare Art und Weise, um das Pfeifenwerk und die Technik seiner neuen, grösseren Orgelanlage darin unterzubringen. Er verstand es, die alten Elemente mit eigenen Zusätzen zu verbinden in dem er den Prospekt um zwei Seitenfelder erweiterte und die alten geschnitzten Ohren versetzte; ausserdem hob er das Gehäuse mit Hilfe einer Auskragung an, die mit Rosengirlanden und drei Abhänglingen verziert ist. Das Ganze wird von einer mit Akanthusblättern verzierten Konsole getragen. Die Rekonstruktion als Schwalbennest steht im Einklang mit dem Gehäuse und stellt ein zusammenhängendes Ganzes dar, das angenehm anzuschauen ist.
Die Orgelanlage von 1890 war durch eine Barockisierung und den Einbau einer elektrischen Traktur stark verändert worden. Der Spieltisch, der hinter der Orgel stand und von einem angrenzenden Gebäude aus zugänglich war, befindet sich jetzt unter der Orgel.
Paul Cartier, 2007
Übersetzung 2008: RS