Orgelbau Th. Kuhn AG, 1998

Restaurierung

Orgel erbaut von
Franz Capek, 1893
Windladen
Registerkanzellenladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
26.09.1998
Experte
Otto Biba
Intonation
Rudolf Aebischer

Disposition


www.orgelbau.ch/op=801080

Krems

II/P/19

Österreich, Niederösterreich
Piaristenkirche

© Bilder Orgelbau Kuhn AG, Männedorf

Orgelbau Th. Kuhn AG, 1998

Restaurierung

Orgel erbaut von
Franz Capek, 1893
Windladen
Registerkanzellenladen
Traktur
mechanisch
Registratur
mechanisch
Einweihung
26.09.1998
Experte
Otto Biba
Intonation
Rudolf Aebischer

Die Orgel der Piaristenkirche - eine wirkliche Restaurierung

Ein gutes Jahrhundert, nachdem Orgelbauer Capek aus Krems eine neue Orgel in das alte Gehäuse der Piaristenkirche erbaut hatte, bot sich dem Betrachter des Instruments ein insgesamt sehr trauriges Bild. Hören konnte man es sicher schon länger, dass der Gesundheitszustand der Orgel nicht mehr der Beste war. Die gängige Redewendung "es pfeife etwas auf dem letzten Loch" mag in jedem Fall sehr despektierlich klingen, auf eine Orgel bezogen scheint sie aber doch sehr passend. Ja, vielleicht kommt diese Redensart sogar aus der Orgelwelt, genau wie "hat alle Register gezogen" oder "stehen da wie die Orgelpfeifen".

Genau betrachtet waren diese Redewendungen nun aber nicht auf die Situation unserer Orgel hier in der Piaristenkirche anwendbar. Aus ganz vielen Löchern hat sie gepfiffen - meist aber nicht aus denen, wo sie dies eigentlich sollte. Dazu hatten sich die Löcher noch reichlich vermehrt, was wiederum den Holzwürmern anzulasten war.

Alle Register zu ziehen - das war gar nicht ratsam, dafür reichte ihr der Wind nicht mehr, und entsprechend kläglich hätte dies geklungen.

Selbst die Orgelpfeifen standen nicht mehr so, wie man sich dies bildlich vorstellt. Viele standen schräg zur Seite geneigt, weil man sie nicht richtig befestigt hatte, manche waren gar eingeknickt und sogar umgefallen.

Neben diesen "sprichwörtlichen" Schäden war aber vor allem auch der technische Zustand vieler Bauteile sehr schlecht. Die Klaviaturen und Registerzüge des Spieltisches waren abgegriffen und in den Lagern ausgespielt. Die Spielbarkeit der Orgel war durch den schlechten Zustand der Mechanik (Materialabnutzung, Korrosion und Verregulierung vieler Bauteile, ungenügende Pflege) äusserst eingeschränkt. Hinzu kamen Störungen an den Windladen, bedingt durch konstruktive und materialmässige Mängel. Ganz bedenklich war auch der Bauzustand des Gehäuses. Im Mittelteil hatte sich die Front massiv nach hinten abgesenkt, die Statik der Rückwand war hier zu schwach, die Absenkungen führten zu Rissen an den Holzverbindungen.

Ein wirklich sehr negatives Erscheinungsbild der Orgel, welches hier aufgezeigt ist, so mag es scheinen. Man wird sich vielleicht sogar fragen, ob es sich denn überhaupt lohnt, so etwas zu restaurieren? "Aber ganz sicher", möchten wir als restaurierende Orgelbauer hier antworten. Die Orgel von Capek war nämlich praktisch im Original erhalten. Ein Glücksfall also, wenn wir den Vergleich zu vielen anderen Instrumenten ziehen. Bei diesen klanglich oft bis zur Unkenntlichkeit veränderten und mehrfach umgebauten Orgeln bleibt meist nur die Möglichkeit der Rekonstruktion. Diese ist aber objektiv betrachtet in vielen Fällen mehr ein Orgelneubau als eine wirkliche Restaurierung der alten Orgel. Hier in Krems galt es dagegen, die alten Bauteile in allen Einzelheiten wieder instand zu setzen und ihre Funktionsfähigkeit so wieder zu erreichen.

Einschränkend hierzu ist lediglich der Einbau neuer Zinnpfeifen im Prospekt zu nennen, die originalen Zinnpfeifen mussten 1917 (wie praktisch überall in Österreich im 1. Weltkrieg) abgegeben werden. Sie wurden danach durch Zinkpfeifen ersetzt. Glücklicherweise blieben die kleineren alten Pfeifen des Prospektes aber erhalten, so dass wir für die neuen Pfeifen genaue Vorbilder hatten. Ein zweites fehlendes Register betraf die Flöte 4’ im II. Manual. Nachdem wir aus der Datenbank von Prof. Karl Schütz aus Wien ein Verzeichnis aller Capek-Orgeln erhalten hatten, konnten wir die noch erhaltenen und in Frage kommenden 4’-Flöten finden und die passende Mensur für die Kremser Orgel ermitteln. Es ist aber sicher mehr als ein Glücksfall, dass eine im Original erhaltene Flöte 4’ von Capek tatsächlich für die Orgel in Krems zur Verfügung stehen wird. Da in Loiben im kommenden Jahr ein Orgelneubau geplant ist, können die Pfeifen der Flöte 4’ für die Orgel in Krems übernommen werden.

Man darf sicher sagen, dass wir die Orgel nach der Restaurierung genau wieder so erleben können, wie sie Capek 1893 erbaut hat. Sie wird damit ein echtes Zeitdokument und ein Kulturgut dieser Region sein. Dafür gebührt den Piaristen und allen, die sich für die Erhaltung der Orgel eingesetzt haben, grossen Dank, war die Restaurierung doch mit einem ganz erheblichen materiellen Aufwand verbunden.


Disposition


www.orgelbau.ch/op=801080